Haariger Ausflug in die Vergangenheit und die vielseitige Kultur unserer Begleiter
Warum sind sie da? Wo kommen sie her? Was wollen sie?
Manche haben viele, manche haben keine; bei einigen wachsen sie auf dem ganzen Körper, die anderen lassen sie sich für viel Geld und unter Schmerzen transportieren. Die Rede ist von unseren Haaren. In diesem Blogbeitrag lernst du Hintergrundinfos, die biologische und kulturelle Bedeutungen im Laufe der Zeit sowie warum wir so versessen darauf sind.
Warum haben wir Haare?
Ein Reise in längst vergangene Zeit
Viele kennen das Gefühl kennt es: Man kommt gerade aus dem Friseursalon raus und fragt sich „Ist es auf einmal kälter geworden?“ An dieser Situation wird bereits deutlich, welchen Zweck die Haare erfüllen können: Sie schützen uns vor Kälte. Bei einigen Tieren dienen die Haare sogar als Mittel der Kommunikation. Man denke nur an eine Katze mit abstehenden Haaren, die sich damit größer macht als sie ist und zu sagen versucht: „Lass mich in Ruhe!“
Der Wärmeisolierende-Effekt scheint in der heutigen Zeit vielleicht nicht mehr allzu bedeutend zu sein, war vor Tausenden von Jahren jedoch ein wichtiger Vorteil, der den Menschen zu überleben geholfen hat. Die Körperbehaarung, die damals noch deutlich üppiger war und wesentlich mehr unserem Körper bedeckten hat, war also einerseits ein „Hilfsmittel“, das uns in kalten Nächten Wärme gespendet hat, wenn eine Daunenjacke mal nicht griffbereit war. Andererseits half uns die Behaarung auch bei höheren Temperaturen den Körper abzukühlen. Etwa ein Paradox? Keineswegs! Denn der Schweiß, der vor allem an heißen Tagen zu fließen scheint, haftete an den einzelnen Härchen und diente als eine natürliche Abkühlung. Und genau das scheint, so viele Wissenschaftler, einer der Gründe zu sein, warum wir unser Fell im Laufe der Jahrhunderte verloren haben: Der Schweiß. Denn das Kühlungssystem funktioniert sogar noch besser, wenn der Schweiß auf der Haut bis zum Austrocknen bleibt. Und mit der Zeit wanderten die frühen Menschen weiter, passten sich anderen klimatischen Bedingungen an und lernten auch Felle von Tieren als Wärmespender zu nutzen. Daher haben die meisten Menschen nur noch – aus Sicht der Evolution – an den absoluten Schlüssel-Positionen eine überdurchschnittlich starke Behaarung: Kopf, Augenbrauen, Achseln und Intimbereich. Auf dem Kopf schützen sie uns vor Kälte und der Sonneneinstrahlung. Die Augenbrauen hindern wiederum, dass der Schweiß in die Augen fließt. Die Augenwimpern sind übrigens, so die Vermutungen, dafür da, um das Auge vor Schmutz zu bewahren und den Schließreflex auszulösen, wenn sich ein Fremdkörper plötzlich in der Nähe befindet. Unter den Achseln und im Intimbereich sollen die Haare eigentlich unseren eigenen Körpergeruch bewahren und ihn mit unserer Umwelt teilen. Auch wenn das heutzutage vielleicht nicht mehr allzu zeitgemäß ist.
Durch das männliche Hormon Testosteron wächst den Männern außerdem der Bart als zusätzliche Gesichtsbehaarung. Warum es so ist, weiß niemand genau. Die Struktur sowie Dichte sind regionsspezifisch und lassen, anders als lange vermutet, keine Rückschlüsse auf den Testosterongehalt im Körper zu.
Woher kommen die Haare und wie können sie wachsen?
Schöne Haare dank toten Zellen
Wie schnell die einzelnen Härchen auf unserem Körper wachsen hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Die Stelle des Körpers ist also genauso entscheidend wie das Alter, das Geschlecht, die Herkunft und die Genetik. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Haare im Monat bis zu 1,5 cm wachsen. Haare, so schön wie sie bei manchen aussehen, sind jedoch im Endeffekt nicht mehr benötigte und tote Zellen, die unser Körper immer neu bilden und dann wieder Stück für Stück abstößt. Da der Körper darüber hinaus keine wesentliche – außer der oben beschriebenen – Funktion für unsere Haare hat, erreichen sie nur eine bestimmte Länge. Dann wirft unser Körper das jeweilige Haar ab und bildet meistens ein neues als Nachfolger. Die Farbe der Haare kommt durch unsere Genetik und den Anteil einer Melanin Variation zur Stande. Mit dem Alter lässt die Produktion dieses Stoffes nach, was graue Haare zur Folge hat.
Und warum bekommen Menschen und meistens nur Männer eine Glatze? Der Grund ist, genau wie bei dem Bart, das männliche Sexualhormon Testosteron. Dieses lagert sich mit der Zeit vermehrt an den betroffenen Haarwurzeln ab und hindert diese so bei der Arbeit.
Kulturelle Bedeutung unserer Haare
In unserer Gesellschaft erfüllen Haare lange nicht mehr die Funktion uns vor Kälte zu schützen oder den eigenen Körper-Odor in der Umgebung zu verbreiten. Haare, vor allem die auf dem Kopf, haben mittlerweile vielmehr mit Schönheit, Status, Style oder der Gesinnung zu tun. Die Biologie ist also einer Symbolik gewichen. Man denke nur an Mönche, Buddhisten oder die Hippie-Bewegung, die allesamt mit ihrem Haarfrisuren eine Botschaft ausdrücken. Auch die Haarfarbe verbinden wir mit einer bestimmten Charaktereigenschaft, was zahlreiche Blondinenwitze ziemlich unschmeichelhaft unterstreichen. Rote Haare bei Frauen galten während der Hexenverfolgung in Mitteleuropa der Frühen Neuzeit laut einigen Überlieferungen als Indiz für eine Hexe.
Zerzauste Haare verbinden wir wiederum entweder mit einem sehr kreativen oder ziemlich unordentlichen sowie chaotischen Menschen. Ungepflegte Haare rufen bei vielen eine Abneigung aus, da die Körperhygiene, so die Vermutung, wahrscheinlich ähnlich ist. Lange Haare bei Männern haben genauso wie kurze Haare bei Frauen ihre eigene Ausstrahlung und Aussagekraft, die typ- und kulturabhängig zu sein scheint. Schnitte, die noch vor zwanzig Jahren total en vogue waren – wie Irokesen, Vokuhilas (vorne kurz, hinten lang) oder Fönfrisuren – verdeutlichen die Haar-Hypes und die Kreativität, mit der wir immer wieder neu an unsere Haare stylen.
Durch den Verlust der praktischen Funktion der Haare haben wir diese mit anderen Bedeutungen, Empfindungen und Kontexten aufgeladen. Lasst uns gespannt sein, welche Trends uns die nächsten Jahre bringen werden.
Wenn du mehr über Haartypen erfahren willst, dann schau dir doch mal meinen Blogbeitrag zum Thema Haartypen herausfinden, leicht gemacht!